Verantwortlichkeit der Naturparke für den Erhalt bundesweit bedeutsamer Lebensräume und Arten
Auftraggeber: Bundesamt für Naturschutz, Bearbeitungszeitraum: 2020-2023
Aufgabenstellung
In Deutschland gibt es 104 Naturparke, die zusammen fast 30 % der Landfläche einnehmen. Allein aufgrund dieser immensen Flächengröße können Naturparke einen bedeutenden Einfluss auf die Erhaltung von Lebensräumen und Arten in Deutschland haben. Deshalb hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) das Planungsbüro für angewandten Naturschutz (PAN) beauftragt, die Verantwortlichkeit der Naturparke für den Erhalt bundesweit bedeutsamer Lebensräume und Arten zu ermitteln. Betrachtet wurden solche Lebensräume und Arten, die in Deutschland hochgradig gefährdet sind oder für deren Erhaltung Deutschland aus verschiedenen Gründen eine besondere Verantwortung hat.
Ziele des Vorhabens waren:
- die Ermittlung, in welchem Umfang bundesweit bedeutsamer Lebensräume und Arten in Naturparken vorkommen,
- die Entwicklung von Vorschlägen, wie Naturparke zu deren Erhaltung beitragen können und
- die Anregung von Projekten zum Arten- und Biotopschutz in Naturparken.
Vorkommen bundesweit bedeutsamer Arten und Lebensräume
Zur Ermittlung der besonderen Verantwortung der Naturparke für die Erhaltung bundesweit bedeutsamer Lebensräume und Arten wurden in einem ersten Schritt bundesweit verfügbare Informationen zum Vorkommen von Arten und Lebensräume recherchiert und ausgewertet. Hierzu zählten Literaturquellen sowie die Auswertung bundesweit verfügbarer Datensätze (Verbreitungskarten des FFH-Berichts 2019, Daten aus Flora-Web, Verbreitungsatlanten etc.) und der Biotopkartierungen der Länder. Bei den Arten wurde diese Auswertung auf bekanntere Artengruppen begrenzt.
Zur Ergänzung und Korrektur der recherchierten Informationen wurde anschließend eine Befragung der Naturparke durchgeführt.
Im Ergebnis ist es nicht verwunderlich, dass insbesondere Naturparke mit einer großen Fläche eine hohe Anzahl an bundesweit bedeutsamen Lebensräumen und Arten beherbergen. Betrachtet man jedoch die Anzahl der Schutzgüter pro 10 km², so bietet sich ein anderes Bild (s. Karte): Am unteren Ende der Skala finden sich mit 0,3–0,5 Schutzgütern pro 10 km² die meisten der sehr großen Naturparke. Dahingegen weisen viele kleinere Naturparke bezogen auf die Fläche eine hohe Anzahl an Schutzgütern auf. Über alle Naturparke betrachtet kommen im Schnitt 1,5 bundesweit bedeutsame Schutzgüter pro 10 km² vor.
Maßnahmenkonzepte für Modellnaturparke
Als Initialzündung für den Schutz bundesweit bedeutsamer Arten und Lebensräume wurden Maßnahmenkonzepte für elf Modell-Naturparke erarbeitet. Die inhaltliche Ausrichtung dieser Konzepte war breit gefächert und reichte von der Wiederherstellung von Moorhabitaten, über die Förderung gefährdeter Ackerwildkräuter, die Stärkung einer regionalen Rotbauchunken-Population und die Einrichtung von Wildkatzenkorridoren bis hin zur ökologischen Aufwertung von Waldrändern.
Die Ergebnisse wurden in der Regel in Form von Potenzial- und Maßnahmenkarten visualisiert und in schriftlichen Berichten ausformuliert. Zur Initiierung erster Aktivitäten wurden die Konzepte in Auftaktgesprächen mit den Modell-Naturparken sowie weiteren relevanten und interessierten Akteuren in der Region (uNBen, Landschaftspflegeverbände, Biologische Stationen, Naturschutzverbände, Universitäten etc.) vorgestellt und erste Umsetzungsschritte diskutiert.
Anregung von Projekten zum Arten- und Biotopschutz in Naturparken
Die Ergebnisse des Vorhabens wurden in einem bundesweiten Workshop mit Vertreter:innen aus den Naturparken vorgestellt und es wurden gemeinsam Ideen zur Stärkung der Naturparke als Akteure im Naturschutz erarbeitet. Die Diskussionen im Rahmen des Workshops haben gezeigt, dass die Motivation für ein entsprechendes Engagement hoch ist. Eine große Stärke der Naturparke liegt darin, dass sie in ihren Regionen sehr gut mit wichtigen Akteuren wie den Kommunen und den Landnutzer:innen vernetzt sind. So können sie in Bezug auf Naturschutz z. B. „Kümmerer“, „Vernetzer“ und „Ideengeber“ sein. Es wurde jedoch auch deutlich, dass viele Naturparke eine bessere Ausstattung mit Personal und finanziellen Mitteln benötigen, um ihre Aktivitäten im Arten- und Biotopschutz ausbauen zu können.
Zur weiteren Unterstützung der Naturparke wurde ein Praxisleitfaden erarbeitet, der digital zur Verfügung gestellt wird.